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Katja Behrens über Heimatforscher, deutsch-jüdische Symbiose, Kontinuität und Karl Korn von der FAZ
Auf der Website holocaust.juden-in-europa.de ist eine interessante "Bestandaufnahme" der heute in Darmstadt lebenden Autorin veröffentlicht:
"In Seeheim gab es gleich mehrere Heimatforscher, die sich der Juden angenommen hatten und durchaus hasserfüllt miteinander konkurrierten. Einer, der zugleich Abgeordneter der Christlichen Partei war, hatte das Rennen gemacht. Nur er durfte die Judenmatrikel auswerten. Nur er wusste, welche Häuser aus jüdischem Besitz an wen gegangen waren und zu welchem Preis. Die anderen beschwerten sich, er habe »das Judenmonopol« und nannten ihn »den Judenkönig«...So war auch die von ihm arrangierte Ausstellung über die Seeheimer Juden konzipiert. Sie erweckte den Eindruck, als sei irgendwann irgendeine Katastrophe über die Juden hereingebrochen. Wie über ein indianisches Volk, dessen Bauten man im Urwald entdeckt hat, stumme Zeugen einer hohen Kultur, die aus unerklärlichen Gründen verschwunden ist. Doch war der Mann besonders stolz auf seine »jüdischen Freunde in aller Welt« und rechnete es sich hoch an, dass er »Auschwitz gleich zweimal besichtigt« hatte. Und so schien der Riss denn nicht nur im Schweigen, sondern gelegentlich auch in Worten auf: als wäre Auschwitz eine Sehenswürdigkeit, die man besichtigt wie den Kölner Dom oder das Empire State Building. Jahrzehnte, bevor ich nach Arthur Mayer fragte, sagte der damalige Generalstaatsanwalt Fritz Bauer: »Die Luft würde gereinigt werden, wenn endlich mal ein menschliches Wort fiele - es ist nicht gefallen, und es wird auch nicht mehr fallen.« Natürlich wusste ich zu dem Zeitpunkt, als ich über Arthur Mayer schrieb, längst von der heimlichen-unheimlichen Kontinuität vor und nach 1945...Karl Korn, langjähriger Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, war vor 1945 Feuilletonchef des Reich, jener Zeitung für den »anspruchsvollen« Leser der Nazizeit...Zu lesen war dort unter anderem: "Die Juden wollten ihren Krieg, und sie haben ihn nun. Aber es bewahrheitet sich an ihnen auch die Prophezeiung, die der Führer am 30. Januar 1939 im Deutschen Reichstag aussprach, dass, wenn es dem internationalen Finanzjudentum gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein werde, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa. Wir erleben den Vollzug dieser Prophezeiung, und es erfüllt sich damit am Judentum ein Schicksal, das zwar hart aber mehr als verdient ist, Mitleid oder gar Bedauern ist da gänzlich unangebracht.«"
Quelle: Das von K. Behrens herausgegebene Buch "Ich bin geblieben -warum?"
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