Sehr geehrter Herr Landrat Schnur,wie Sie vielleicht wissen, hatte ich bereits früher gelegentlich auf kritikwürdige Zustände im Odenwaldkreis hingewiesen. So erschien 1996 in einer lokalen Zeitschrift, die von einem Mitglied Ihrer Partei (SPD) herausgegeben wird, ein Artikel mit der Überschrift: ![]()
Dies war anscheinend ein spezifischer Odenwälder Beitrag zur Debatte um die Entschädigung von
Zwangsarbeitern und zur wohl noch offenen Debatte um die Schuld im 2. Weltkrieg.
Schon im April richtete der Pfarrer einer großen, örtlichen Kirchengemeinde
schriftlich folgenden schweren Vorwurf an den Leiter einer Ihnen unterstellten Behörde: "
Mich hat betroffen gemacht, dass Sie mit den Formulierungen in Ihrem Schreiben
die Würde eines Menschen zerstören und Rufmord betreiben."
Er bezog sich auf ein Schreiben dieses Behördenleiters vom 27. Februar 2001. Dieser hatte schon ein Jahr zuvor im Nachrichtenmagazin SPIEGEL beklagt, dass "...
sein Eigentum und seine Würde antastbar" waren und seine Erlebnisse
mit Ihrer Behörde "mehr an Welten Kafkas und Orwells als an das hehre Bild
vom modernen Rechtsstaat" erinnern.
Dr. Jung, stellvertretender Landesvorsitzender eines Berufsverbandes, äußerte in einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft Darmstadt (21. März 2001), dass er über diese Vorgänge "entsetzt" sei und bei diesem Mann "offenbar ... vieles angetastet" wurde: " sein Eigentum bzw. Miteigentum
.....seine Würde und seinen guten Ruf (indem man ihn hinter seinem Rücken mit unwahren
und herabsetzenden Aussagen verdächtigte und verleumdete.)...Die Art und Weise, wie man
hier mit einem ohnehin belasteten Angehörigen umging, ist für mich in einem Rechtsstaat
kaum noch nachvollziehbar."
Sogar die Anwältin einer auch für Sie tätigen örtlichen Kanzlei hatte zu diesen Vorgängen am 6. Juli 2000 festgestellt: "
Selbstverständlich ist das Verhalten der Behörden für einen normalen
Bürger nicht akzeptabel" !
Für Sie, Herr Landrat Schnur, scheint dieses Vorgehen aber "akzeptabel" zu sein. Schlimmer noch: Sie haben sich in dieser Sache in fragwürdiger Weiser exponiert. Der amerikanische Historiker Fritz Stern sagte in seiner Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels (1999): "Verweigert man die Antwort —
dann bescheinigt man dem Menschen sein Nicht-Sein, seine absolute Rechtlosigkeit ....
Für mich ist dieses Verweigern von "Warum" der authentische Ausdruck des Totalitarismus ...
Das "Warum" ist nicht nur existenzielle Urfrage, sondern auch die Grundlage jeglichen Rechtssystems
"
Der Leiter der erwähnte Behörde hat nicht auf den schwerwiegenden Vorwurf dieses Pfarrers geantwortet und er hat niemals auch nur eine einzige Frage, ein einziges "Warum" jenes Mannes beantwortet, um den es hier ging. Ist dies auch der Grund, warum Sie etwa von der hier bekannten Journalistin Probst - Simon satirisch und vordemokratisch als "Landgraf" und "Kartoffelkönig" tituliert werden? Ihr Behördenleiter schrieb zu den verweigerten Antworten: "Reaktionen auf die
Vorwürfe hielt man für nicht geboten, um die Sache nicht unnötigen Wert
beizumessen. Dem konnte ich mich nicht verschließen, auch wenn ich hierüber anderer
Ansicht war..."
Aus einem mir vorliegenden Schreiben vom 13.11.1998 geht hervor, dass dieser "man", wie es scheint, niemand anderes als Sie, Landrat Schnur, waren.
Meine Frage, ob Sie, Herr Landrat Schnur, "Rufmord" billigen, möchte ich begründen und präzisieren: "Die Würde des
Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung
aller staatlichen Gewalt."
Wie ist es möglich, dass die Ihnen unterstellte Behörde und auch Sie selbst zum Brief und Vorwurf des Pfarrers ("die Würde eines Menschen zerstören") bis heute schweigen? Wie Sie sich vielleicht entsinnen, berichtete die
OHZ am 19. August 1980 über das einen Tag zuvor ergangene Urteil des
Landgerichts Darmstadt gegen den langjährigen Leiter der Odenwälder
Polizeibehörde wegen "Verwahrungsmissbrauchs, der Urkundenunterdrückung und damit verbunden des Betruges." Laut einem anderen Kommentar der OHZ (21.7.1980) waren übrigens "Dinge", die in diesem Prozess zur Sprache kamen, "ein Spiegelbild dessen, was in der ...Ära in Erbach vorkam oder ablief, auch im normalen Dienstverlauf." "schweres seelisches Leid zugefügt, ebenso die Hetzkampagne unter den Erbachern."
"Wer etwas auf dem Gewissen habe, müsse das mit sich selbst verantworten." (Zitate aus OHZ vom 19.8.1980, S. 17) Der heute bekannte SPIEGEL-Reporter Bruno Schrep schrieb am 16. August 1980 nach dem Selbstmord des 24-jährigen Sohnes: "
In seinem Abschiedsbrief war von 'schreiender Ungerechtigkeit' gegenüber dem Vater die Rede."
Die Gerichtsreporterin des Darmstädter Echos, Claudia Ehry, fragte: "Warum hat
[der Behördenleiter] das ihm angelastete Fehlverhalten nicht eingestanden und die
Situation wie ein Ehrenmann gemeistert? Schließlich ist er Beamter und zwar kein
kleiner. ...Wozu also zahlreiche Zeugen der Lüge bezichtigen und die ganze schmutzige
Wäsche...ausbreiten?"
Diese Kritik an einer "Verteidigungsstrategie", die letztlich 3 Menschen in den Tod trieb,
richtete sich indirekt auch gegen den ebenfalls Ihrer Partei angehörenden Verteidiger,
der heute mit Ihrem Vorgänger, dem früheren Landrat, eine gemeinsame Anwaltskanzlei betreibt.
In seiner Predigt zur Trauerfeier von Hannelore Kohl stellte Monsignore Ramstetter fest, "
was es bedeutet, einem Menschen die Ehre rauben zu wollen: Dies zielt immer auf Leben und
Lebenskraft."
Eine Feststellung, die für einen ohnmächtigen, einfachen Bürger noch weit mehr gilt als für Menschen mit Macht und Einfluss.
Wie kann es sein, dass man im Wissen um die damalige Tragödie heute einem "ungeheuerlichen Vorwurf"
gegenüber örtlichen Amtsträgern und Mitgliedern Ihrer Partei nicht durch das gebotene, klärende Gespräch
begegnet, sondern durch "Rufmord" bzw. den Versuch, die Glaubwürdigkeit und "die Würde eines Menschen
[Belastungszeugen zu] zerstören"?
"Eine ganze Menge Machtbewusstsein" vermutete 1980 der Kammervorsitzende Willi Spahn als Motiv für die dem Leiter der Polizeibehörde vorgeworfenen Verfehlungen. Hochachtungsvoll ![]()
PS: Sofern Sie (orts-) gerichtlich gegen Aussagen oder Fragen in diesem Brief vorgehen sollten,
müsste man Ihnen, einem bekannten Bewunderer von obrigkeits- und justizkritischen Geistern
wie Heinrich Heine, Kurt Tucholsky und Wolf Biermann eine weitere Fragen stellen: Wie halten Sie es eigentlich mit der Meinungsfreiheit? |
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Nachfolgend wird dargestellt, wie Landrat Schnur und seine Behörde in der hier thematisierten Sache bislang reagierten:
Antworten von Landrat Schnur |
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Antworten seines Behördenleiters |
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